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Zielgruppen

Der Gedanke der Zielgruppen resultiert aus der Tatsache, dass Konsumenten von Produkten keine homogene Gesamtheit bilden, stattdessen differenzieren Sie sich untereinander durch unterschiedliche Bedürfnisse, Präferenzen und finanzielle Möglichkeiten.[1]

  • Definition: Zielgruppen stellen „Adressaten; Gesamtheit aller effektiven oder potenziellen Personen, die mit einer bestimmten Marketingaktivität angesprochen werden sollen“[2] dar.
    • Wichtig: Individuen innerhalb Zielgruppen möglichst homogen/ in einem heterogenen Gesamtmarkt
    • Kompromiss: Zu generell/individuell formulierte Zielgruppe
      • Generalisierung (starke Heterogenität einer Zielgruppe)->Nachteil: zu geringe Angebotsdifferenzierung
      • Individualisierung: (starke Homogenität einer Zielgruppe)->Nachteil: Komplexität/ hohe Kosten
    • Im Einzelfall gillt es Kosten/Nutzen (wirtschaftlichkeit) abzuwägen[3]

Neben der Wirtschaftlichkeit gilt es weitere Anforderungen zu erfüllen.

Die 5 Anforderungen an Zielgruppensegmente

  • Handlungsrelevanz (festgelegte Kriterien->Vorhersagbarkeit Kaufhandlungen)
  • Segmentbezogene Output-Fähigkeit (Möglichkeit einer zielgerechten Marketingkommunikation?)
  • Messbarkeit der Segmente (Messbarkeit[gängige Methoden]& Operaionalisierung[statistische Auswertung])
  • Zeitliche Stabilität (muss gewährleistet sein [praktische Anwendung der Maßnahmen])
  • Wirtschaftlichkeit (Nutzen höher als Kosten)[4]

In der Kurzform bedeutet dies: „Segmentierungskriterien müssen sein, relevant in Bezug auf das Kaufverhalten, messbar, tragfähig, erreich- und umsetzbar, stabil, im Rahmen des verfügbaren Budgets anzuwenden sein“[5]

 

Die 5 Merkmalskategorien im B2C Bereich

Im Rahmen von Marketingmaßnahmen muss es eine Eingrenzung der anvisierten Zielgruppe geben, damit letztendlich die Möglichkeit einer Beschreibung der Zielgruppe besteht.[6]

  • Grundsätzlich besteht die Möglichkeit eine Zielgruppenbeschreibung im
    • B2B-Bereich
    • B2C-Bereich vorzunehmen[7]

Auf dieser Internetseite erfolgt lediglich die Betrachtung des B2C Bereiches, zu der in der Literatur eine Unterteilung in fünf Merkmalskategorien erfolgt.[8]

  1. soziodemografische Merkmale
    • klassische & bekannteste Segmentierungsform[9]
    • Es dominieren sozio-ökonomische Kriterien[10]
    • Mischung: demografische/ sozioökonomische Segmentierungskriterien
      • demografische Segmentierungskriterien:
        • Alter
        • Familienstand
        • Haushaltsgröße
        • Anzahl Kinder
        • etc.
      • sozioökonomische Segmentierungskriterien:
        • Ausbildung
        • Beruf
        • Einkommen
        • soziale Schicht
        • etc.[11]
    • Vorteile:
      • leicht über Sekundärquellen beziehbar
      • kostengünstige Verfügbarkeit[12]
      • hoher Stellenwert bei Bestimmung des Potentials von Märkten
    • Nachteile:
      • kein Aufschluss über Konsumpräferenzen (überwiegt die Vorteile)[13]
  2. geografische Merkmale
    • regionale Ansprache von Zielgruppen
      • Unterstellung: Verhalten von Individuen steht in einer regionalen Abhängigkeit (-> von Region zu Region unterschiedlich.[14]
      • Unterteilung:
        • Regionen
        • Bevölkerungsdichte
        • Gebietsstruktur
        • Kaufkraft von Ländern, Bundesländern, Städten und Orten
        •  kleinräumige Wohngebietszellen (nützlich im Direkt Marketing)[15]
        • Praxis: geografische Ermittlung kleinster Gebiete:
          • zellenartige Zusammenfassung von Wohngebieten
          • Wohnmillieus[16]
    • Vorteile:
      • regionale Einstellungen
      • Grundhaltungen
      • Motive durch hinzuziehen weiterer Segmentierungskriterien ermittelbar
    • Nachteile:
      • Vermutung: Menschen eines Wohngebietes haben ähnliche Produktpräferenzen und Einkaufsaufweisen(Schlussfolgerung aus diesen Daten aber nicht möglich)[17]
  3. psychografische Merkmale
    • Mischung: Individuumsbezogene(allgemeine Persönlichkeitsmerkmale) und produktspezifischer Merkmale
      • individuumsbezogene Merkmale:
        • Aktivitäten
        • Interessen
        • allgemeine Einstellungen
        • soziale Orientierung
        • Risikoneigung
        • etc.
      • produktspezifische Merkmale:
        • Wahrnehmung von Produkten
        • Motive
        • weitere spezifische Einstellungen zu Produkten[18]
    • Vorteile:
      • hohe Relevanz für die Aufmachung des Kommunikationsangebotes[19] -> ermöglicht Zielgruppengerechte Ansprache durch Werbung
      • macht Kauf- und Verbraucherverhalten verständlich[20]
      • großer Bezug zum Kaufverhalten
    • Nachteile:
      • i.d.R. hoher Aufwand (benötigte Befragungen,um qualitativ hochwertige Ergebnisse zu generieren)
      • Mitunter empfehlenswert: ein Marktforschungsinstitut mit einem Befragungspanel heranzuziehen.[21]
      • Wirtschaftlichkeit dieser Methodik?
  4. physiologische Merkmale
    • gute Segmentierungsgrundlage für bestimmte Produkte
    • Bereicherung der benötigten Informationen bei der Marketing Kommunikationsstrategie
      • z.B. Shampoo:
        • passende Zielgruppensuche = Merkmal Haartyp
      • weitere physiologische Merkmale:
        • Körpergröße
        • Hauttypen
        • Allergien[22]
        • weitere Unverträglichkeiten.[23]
  5. Verhaltensorientierte Merkmale
    • in der Praxis eine sehr effiziente und nützliche Segmentierungsmethode[24]
    • Annahme: Handlungen der Zielgruppen bleiben stabil
    • Untersuchung bezüglich
      • Kaufmengen
      • Kaufhäufigkeiten
      • Markenwahl
      • Mediennutzung
      • Weiterempfehlungen.[25]
    • Vorteile:
      • leichte Verfügbarkeit des Datenmaterials
      • häufig aus selbst angelegten Datenbanken
      • maßgeschneiderte Produktangebote möglich
      • hilft bei Neuproduktentwicklung für die Zielgruppe
      • hilft beim Aufbau von Bonusprogrammen[26]
      • besonders im Bezug auf Kundenbindung geeignet[27] 
    • Nachteile:
      • große Herausforderung: Daten über das kommunikative Verhalten der Zielgruppe erlangen[28]
      • gibt keine Ursachen des Kaufverhaltens wieder[29]

 

Praxisorientierte Lösungswege der Zielgruppensegmentierung

  • Allgemeinhin gilt: (sehr häufig) Zielgruppebeschreibung anhand eines Segmentierungsmerkmales ist unzureichend
    • isolierte Betrachtung führt zu:
      • Fehlinterpretation
      • falscher Definition der Zielgruppe[30]
    • Kompensieren der Schwächen einzelner Segmentierungskriterien erfolgt idR durch Kombination verschiedener Segmentierungsmerkmale.[31]
      • Es empfiehlt sich eine ausgewogene Kombination bei der Zielgruppenbildung[32]
      • starke Branchenabhängigkeit beim Nutzen unterschiedlicher Segmentierungskriterien ist gegeben[33]:
        • einige Produkte besonders geeignet:
        • umfasst:
          • Autos
          • Mobiltelefone
          • und andere
        • umfasst nicht:
          • niedrigpreisige Massenprodukte[34]

Das Dilemma der Zielgruppendefinition nimmt dann Gestalt an, wenn mit einer breiten Palette an Kriterien eine Ansprache mehrerer Zielgruppen erfolgen soll.[35]

Schwierigkeiten in der Praxis:

  • Festlegen käuferrelevanter Segmentierungskriterien
  • Festlegung der eigentlichen Anzahl an Kundensegmenten[36]
  • Bei Entwicklung einer schlüssigen Marktbearbeitungsstrategie muss berücksichtigt werden:
    • unternehmerische Ziele
    • Einsatz der erforderlichen Ressourcen bei der Erarbeitung von Zielgruppensegmenten 
  • Wirtschaftlichkeit 
    • Zielkonflikt: Streben nach Homogenisierung innerhalb der Zielgruppen/ Heterogenisierung der Zielgruppen untereinander
      • zu starke Segmentierung führt zu:
      • unrentablen Marktbearbeitungsmaßnahmen
      • zu große Ähnlichkeit der Zielgruppen untereinander
  • Überprüfung der aufbereiteten Zielgruppe
    • in zeitlichen Intervallen
    • hinsichtlich ihrer Sinnhaftigkeit
    • damit ein Übersehen einer Veränderung der Zielgruppe ausgeschlossen wird.[37]

Grundannahme in der praktischen Zielgruppenselektion:

„Das richtige Maß finden“[38]


[1] Vgl. Petras; Bazil [2008], S. 11.
[2] Kirchgeorg [o. J.].
[3] Vgl. Koch [2006], S. 27f.
[4] vgl. Baier; Brus [2008], S. 775, Bruhn [2005], S. 353, Freter [1983], S. 43 f., Meffert [1998], S. 178 f., Rogge [1990], S. 81 f., zitiert nach Tropp [2011], S. 332 f..
[5] Pfaff [2005], S. 39.
[6] Vgl. Kloss [2003], S. 157.
[7] [2] Vgl. Tsiptsis; Chorianopoulos [2009], S. 200.
[8] Vgl. Bruhn [2005], S. 355, Deyle [2007], S. 62, Freter [2009],S. 403 f., Unger; Fuchs [2005], S. 110 f., zitiert nach Tropp [2011], S. 340.
[9] Vgl. Klever [2009], S. 14.
[10] Vgl. BBE-Unternehmensberatung GmbH [1993], S.49.
[11] Vgl. Pfaff [2005], S. 40.
[12] Vgl. Tropp [2011], S. 340.
[13] Vgl. Pfaff [2005], S. 40.
[14] Vgl. Klever [2009], S. 14.
[15] Vgl. Tropp [2011], S. 340.
[16] Vgl. Kloss [2003], S. 493.
[17] Vgl. Klever [2009], S. 14.
[18] Vgl. Pfaff [2005], S. 41.
[19] Vgl. Tropp [2011], S. 340.
[20] Vgl. Compagnon Marktforschungsinstitut GmbH & Co. KG [1996].
[21] Vgl. Handelsjournal [2008].
[22] Vgl. Tropp [2011], S. 340.
[23] Vgl. Hermes; Monich [2011], S. 2.
[24] Vgl. Tsiptsis; Chorianopoulos [2009], S. 191.
[25] Vgl. Tropp [2011], S. 340.
[26] Vgl. Tsiptsis; Chorianopoulos [2009], S. 191 f..
[27] Vgl. Tropp [2011], S. 340.
[28] Vgl. Pepels [2007], S.268 ; Bruhn [2007], S. 197, zitiert nach Klever [2009], S. 15.
[29] Vgl. Pfaff [2005], S. 41.
[30] Vgl. Klever [2009], S. 15.
[31] Vgl. Koch [2006], S. 33.
[32] Vgl. Klever [2009], S. 15.
[33] Vgl. Koch [2006], S. 33.
[34] Vgl. Hermes; Monich [2009], S. 2.
[35] Vgl. Klever [2009], S. 15.
[36] Vgl. Pfaff [2005], S. 42.
[37] Vgl. Hermes; Monich [2009], S. 2 f..
[38] Hermes; Monich [2009], S. 2.

 

 

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